Das Wechselmodell Interview

Warum setzt du dich so sehr für das Wechselmodell ein? 

Es ist ganz einfach, es ist das fairste Modell für das Kind! Es hat beide Eltern nach wie vor und keine „14 Tage – Wochenende Bespassung“, kann sich weiter unabhängig – zum Beispiel – mit Freunden treffen, ohne Rücksicht auf Umgangswochenenden nehmen zu müssen. Des weiteren ist der größte Streitpunkt und Machtpunkt immer der Unterhalt und der Umgang. Beides wäre beim Wechselmodell extrem entschärft.

Einige sagen ja, dass Wechselmodell ist nur eine Form von Unterhaltsverweigerung. 

Immer wieder hör ich z.B. von der Frauenlobby, dass es hier nur darum geht dem Unterhalt zu „entkommen“. Da hat man aber seine Hausaufgaben nicht gemacht, wenn man dieser Annahme ist. Einige müssen sich fragen in welchem Zeitalter wir eigentlich sein wollen. Auf der einen Seite Gleichberechtigung wenn es um Frauen geht, aber auf der anderen Seite bitte Neandertaler Zeitalter. Mittlerweile wird sogar beim Wechselmodell teilweise Unterhalt gezahlt – vor lauter Angst – ein Kind verlieren zu können, traurig. Wieder sind wir in der Wirtschaftsspirale und so „verdient“ jeder kräftig mit. Jugendämter haben sich mittlerweile als Inkassounternehmen „spezialisiert“. Richtig traurig. Es geht in unserem bisherigen System also nie/selten um die Kinder. Einige haben auch Angst, ihren „Verdienst“ zu verlieren. Denn lukrativ ist dies nämlich durchaus. Wenn man sich das Wechselmodell aber anschaut, so fällt im ersten Blick zwar der Unterhalt weg und das Kindergeld könnte/sollte geteilt werden. Aber es ist nicht so, das nun das Kind „versorgt“ ist. Hier unterschätzen sich manche, das Geld was als Unterhalt fließt muss nämlich direkt für das Kind eingesetzt werden. Es fließt nur nicht mehr an einen Elternteil – so wie beim klassischen Residenzmodell.

Andere behaupten, dass das Wechselmodell bei zerstrittenen Eltern gar nicht funktionieren kann, was sagst du denen? 

Warum trennt man sich? Weil man sich nicht mehr versteht oder etwas vorgefallen ist. Natürlich ist man dann erst einmal enttäuscht. Verständlich, aber diese Phase kann darf vorüber gehen oder sollte. Das geteilte Sorgerecht hat extrem viel Sinn, denn zwei Personen – mit zwei Meinungen schauen auf ein Kind (oder natürlich mehreren). In der Regel bestimmen also die Eltern, das Beste für das gemeinsame Kind. Viel (miteinander) kommunizieren muss jede*r in großem Umfang eigentlich nicht oder anders gesagt ist nicht unbedingt nötig, wenn es die Eltern nicht können, hier ändert sich also im Vergleich nicht viel. Die größten Streitpunkte sind dann beim Wechselmodell: „der/die eine hat mehr für das Kind ausgegeben, als der andere Elternteil“. Oder eben, wenn man andere Ansichten hat, was „gut“ für das gemeinsame Kind ist. Aber hier würde jede*r auch in einer Beziehung diskutieren und so sollte jede*r das auch beim Wechselmodell. Wenn es nicht anders geht, dann eben mit Hilfe/Unterstützung, im Vergleich wie beim bisherigen Modell. Wie ich auch schon sagte, ist in der Residenzmodell Variante, der größte Streitpunkt eigentlich immer wieder der Unterhalt und Umgang. Das liest man auch in der Statistik bei den Anträgen vor den Familiengerichten. Und beim Wechselmodell wird aber der Fokus mehr auf das Kind gerichtet.

Du klingst dich zu diesem Thema immer in hitzige Diskussionen ein, weshalb? 

Mich nervt, diese Sichtweise und diese wirklich zum Teil kranke Vorstellung von einigen Müttern. Auch nervt es mich, diese Grundeinstellung zu besitzen (z.T. noch weit verbreitet bei vielen Familiengerichten) im Falle einer Trennung, gar nicht sich der Vorstellung zu öffnen das dass Kind auch beim Vater leben kann. Da sind wir eben wieder bei der Wirtschaftsspirale, wenn das Wechselmodell Standard wäre und es damit keine Düsseldorfer Tabelle mehr gäbe. Dann hätten einige ziemlich wenig zu tun. Wir leben zum Glück nicht mehr in den 70’ern und das muss in die Köpfe. Mein letztes Erlebnis hat mich entsetzt, hier spricht eine Frau von „Vaterrechtsideologe“ im Bezug auf das Wechselmodell. In keinem ihrer Antwortsätze fand ich das Wort Kind. Auch wurde ich als Patriarch betitelt, aber daran sieht jede*r, wie manche den Blickwinkel für die Kinder verlieren. Ich hatte mit einer Mutter diskutiert, weil ich sagte das der Unterhalt – in der klassischen Variante – überholt ist. Die Antwort lautete „Das ist völlig weltfremd“ und die junge Dame hatte mich so hingestellt, als hätte ich nicht mehr alle Kerzen auf der Torte. Damit kann ich umgehen, aber es zeigt, das viele Mütter auf den Unterhalt krankhaft fokussiert sind und sich anderen Modellen auch gar nicht öffnen wollen. Auch wenn es zum Wohle des Kindes ist!

Immer wieder erhalte ich viele Kommentare und E-mails zu diesem Thema, es ist schön wenn bei einigen ein Umdenken stattfindet oder sie sich etwas mehr mit der Thematik befassen. Denn viele nahe Praxiserlebnisse geben mir Recht, einige haben nur das Geld im Sinne und dafür tun sie einiges auf dem Rücken der Kinder.

Hältst du das klassische Residenzmodell (eine*r betreut, eine*r zahlt) für überholt? 

Absolut. Auch spricht das Gesetz hier eine klare Sprache, Gleichberechtigung. Die aber eben nicht gelebt wird. Mit welchem Recht genießt die Mutter/Mütter hier einen Sonderstatus? Warum schaffen es andere Länder immer wieder (und das nicht nur im Bereich Familie), schneller und effektiver Gesetze umzusetzen und einzuführen. Deutschland ist hier immer in einer Art „Loser“ Position. Wir biegen uns es mit Studien und Untersuchungen (immer) so hin, das es so ein Zwischending eben ist. Alle damit zufrieden sein können, aber zumeist immer die Lobby, die am stärksten war…

Eine bessere Sichtweise erhält jede*r, wenn auf einmal das Kind achtzehn wird, hier wird dann auf einmal der Unterhalt von beiden herangezogen, wo es ja vorher nur eine Seite für den Unterhalt gibt, schon seltsam aber auf einmal sind die Eltern beide gleichberechtigt, völlig egal wo das Kind lebt.

Des weiteren haben sich ganze Familienanwälte auf das „ausschlachten“ konzentriert, da der bisherige Unterhaltsansatz perfekt darauf ausgelegt ist. Es ist eine Gier auf allen Seiten und nur die Kinder leiden darunter, aber Gier hat immer Schattenseiten. Bis dieses System noch darauf ausgelegt ist, wird sich auch nichts verändern und so haben wir noch mehr „gestörte“ Kinder, die darunter Jahrelang gelitten haben. Aber auch hier greift wieder unser Wirtschaftssystem, denn nicht zuletzt ist dies spürbar in der stetig steigenden Zahl von Therapieplätzen von Psychotherapeuten*innen. Desto mehr also aus diesem klassischen System aussteigen, desto mehr wird der Fokus auf die Kinder gelenkt und die kämpfen auch schon an der Klimakrise…

Wie wird dann der Unterhalt geregelt, dieser dann ja überholt wäre? 

Von vielen eine der zeitnahen Fragen, nach dem, wie es funktionieren soll. Zum einen wird das Kindergeld nicht mehr an einen Elternteil ausgezahlt, sondern, (ja, das wäre dann mit ein paar Mehrkosten für den Staat) hälftig, an beide Eltern überwiesen. Zum anderen wird das Kindergeld erhöht (Stand 2023, ist dies bereits in gutem Rahmen getan worden) und soll damit als minimaler Ausgleich für den Unterhalt dienen. Denn den Unterhalt in seiner klassischen Form gäbe es gar nicht mehr (es zahlt keiner der Elternteile, einen Unterhalt). Kommen wir jetzt zum Wie. Zum einen, die Eltern haben jetzt nur noch die hälftigen Kosten, eine beliebte Regelung beim Wechselmodell ist, wo das Kind ist und das Kind etwas benötigt, der besorgt es – denn es geht um das Kind. Ich will nun nicht zu sehr ins Detail gehen oder die negativen Seiten dieser Regelung beleuchten. Es gibt immer Pro und Contra, so natürlich auch bei diesem. Die Seite des Contras ist aber deutlich minimiert und der Fokus ein ganz anderer.

Was sollte sich deiner Meinung im Bereich Familienpolitik ändern?

  • Wechselmodell als Standard, auch gegen den Willen eines Elternteils, zum Wohle des Kindes
  • Unterhalt/Unterhaltsvorschuss entfällt bei Wechselmodell
  • Sorgerecht immer/automatisch geteilt auch bei unehelichen Kindern
  • Es gibt für einen Elternteil nur in Ausnahmefällen das alleinige Sorgerecht
  • Abschaffung des klassischen Unterhalts
  • Das Familienministerium darf nicht – wie das Jugendamt, nur auf Seiten von Frauen stehen

Warum siehst du im Bereich Sorgerecht noch so großen Handlungsbedarf? 

Immer wieder werden wir vom Europäischen Gerichtshof gerügt und immer wieder passieren Prozesse. Die weder dem Gesetz entsprechen, noch dem Kindeswohl, sondern oft der Mutter! Das kann nicht sein! Auch das bei unehelichen Kindern, ein einfaches Verfahren nötig ist und erst geprüft wird ob es dem Kindeswohl entspricht und erst dann das Sorgerecht geteilt wird. Ist vollkommener Blödsinn! Entspricht in keiner weiße dem Gesetz und ist nicht mal in Ansätzen Gleichberechtigt. Es prüft auch keine*r ob die Mutter ein Kind erziehen kann oder darin in der Lage ist! Es prüft auch keine*r ob die Mutter mit dem Sorgerecht umgehen kann! Natürlich schreitet irgendwann ein Jugendamt ein, aber nur bei Hinweisen. Also warum muss hier der Vater immer und immer wieder so degradiert werden.

Es muss sich etwas ändern, bald, unsere Kinder werden es uns danken! Denn das sollte zählen und nicht ein Unterhalt oder die Möglichkeit der massiven Ausübung von Macht im Bereich Umgang.

meintobi.de das Interview

» Dieser Artikel / diese Ausgabe, ist verfügbar bis zum 04.02.2026 «


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